Nachhaltigkeit

Corporate Sustainability: Was sollten Unternehmen beachten?

  • Mariana Szebrat
  • Juni 21, 2022
how to corporate sustainability

In den letzten Jahren hat sich Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Eckpfeiler jeder Geschäftsstrategie entwickelt. Und der Fokus auf Nachhaltigkeit wird in den nächsten zehn Jahren infolge der globalen Herausforderungen und des Drucks seitens der Verbraucher, Mitarbeiter, Investoren und Verordnungen voraussichtlich weiter zunehmen.

Was ist Corporate Sustainability?

Corporate Sustainability oder nachhaltiges unternehmerisches Handeln ist eine langfristige Geschäftsstrategie, die soziale und umweltbezogene Belange in die Geschäftstätigkeit integriert. Unternehmen können sich zwar kurzfristig auf einen rein wirtschaftlichen Nutzen konzentrieren, doch wenn sie die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Produkte oder Dienstleistungen nicht berücksichtigen, sind ihre Geschäftspraktiken nicht nachhaltig. John Elkington, der Mitbegründer der Beratungsfirma Volans, plädiert für das sogenannte „Triple Bottom Line“-Konzept, nach dem Umwelt, Wirtschaft und Soziales gleichermaßen zu berücksichtigen sind.  

Warum ist unternehmerische Nachhaltigkeit wichtig?

Viele Jahre lang konzentrierte man sich beim Thema Nachhaltigkeit auf die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs insbesondere im Energiebereich, um Kosten zu senken. Dies ändert sich nun, da Unternehmen die Auswirkungen auf ihre Topline erkennen. So werden beispielsweise B2B-Unternehmen, die ihre Produkte an Konzerne verkaufen, zunehmend nach Daten zu ihren Emissionen befragt. Grund ist, dass große Unternehmen, die sich an Klima-Rahmenwerken wie Science Based Targets beteiligen, welche die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C begrenzen wollen, ihre direkten und indirekten Emissionen, einschließlich jener in ihrer Lieferkette, offenlegen müssen. Auch B2C-Unternehmen bekommen das zu spüren, da Verbraucher oder Zwischenhändler über diverse Nachhaltigkeitsindizes Transparenz einfordern.

Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht in ihre Unternehmensstrategie einbeziehen, riskieren Umsatzeinbußen, Imageschäden und gegebenenfalls „Stranded Assets“. Nachhaltigkeit ist kein Zukunftsthema mehr – und wer nicht daran arbeitet, Nachhaltigkeit in seine Gesamtstrategie zu integrieren, wird in einer sich rasch wandelnden Wirtschaft hinter dem Wettbewerb zurückbleiben. 

Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie 

Eine solide Nachhaltigkeitsstrategie verschafft einem Unternehmen mehr als nur ein gutes Image. Sie kann auch Talente anziehen und binden, zur Wettbewerbsdifferenzierung dienen, Innovationen vorantreiben und das Consumer Engagement erhöhen.

Die Unternehmensstrategien reichen von nachhaltigkeitsfokussierten Ansätzen zur Verringerung von geschäftsmodellgefährdenden Risiken bis hin zu Shared-Value-Konzepten, welche zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen und zugleich Wettbewerbsvorteile für das jeweilige Unternehmen schaffen. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das eine Shared-Value-Strategie verfolgt, ist Sambazon, das den Amazonas vor Abholzung schützt. Dazu vertreibt das Unternehmen Produkte, die aus wild geernteten Açaí-Früchten hergestellt werden, die im Regenwald heimisch sind. Durch die Schaffung einer dauerhaften Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung werden Anreize geschaffen, den Regenwald zu erhalten und Açaí-Beeren zu ernten, anstatt die Açaí-Palmen abzuholzen. 

Sobald ein Unternehmen entschieden hat, wie es sich positionieren möchte, besteht der nächste Schritt darin, die verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte zu analysieren, die für das Unternehmen von Bedeutung sind, wie etwa Kohlendioxid-Emissionen, Abfall, Wasserverbrauch, biologische Vielfalt, verantwortungsvolle Beschaffung, Menschenrechte sowie Vielfalt und Integration. Dies kann mit Hilfe einer Wesentlichkeitsanalyse geschehen, bei der untersucht wird, was für die Stakeholder des Unternehmens am wichtigsten ist und welches Potenzial die einzelnen Aspekte haben, sich positiv oder negativ auf das Unternehmen auszuwirken. Nach der Festlegung der Schwerpunktbereiche muss das Unternehmen dann seine Baseline bestimmen und sich ehrgeizige Ziele setzen. Die Festlegung mittelfristiger Ziele für jeden dieser Bereiche (z. B. Ziele der Agenda 2030) kann dazu beitragen, Innovationen und Unterstützung im gesamten Unternehmen zu fördern. Um Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu gewährleisten, lohnt es sich, zu prüfen, welche Frameworks oder freiwilligen Agreements für das Unternehmen sinnvoll sein könnten, wie z. B. der Beitritt zur Science-Based Targets Initiative für CO2-Emissionen oder zu WRAP für Abfall. 

Für Unternehmen mit physischen Produkten ist die Lebenszyklusanalyse ein nützliches Instrument, um die Gesamtauswirkungen von Produkten zu ermitteln und Innovationen zur Verringerung von CO2-Emissionen, Abfall und Wasserverbrauch zu fördern. Bei einer Lebenszyklusanalyse untersucht ein Unternehmen jede Phase des Produktions- und Konsumprozesses, von der Rohstoffgewinnung, Herstellung und Verarbeitung über den Transport, Handel und die Nutzung bis hin zum Lebensende. Der Teppichhersteller Interface beispielsweise hat sein Ziel, klimaneutrale Teppichböden zu entwickeln, durch Innovationen in jeder Phase des Produktlebenszyklus erreicht. Dazu ersetzte das Unternehmen beispielsweise das aus Erdöl hergestellte Nylon durch aus ausrangierten Fischernetzen hergestelltes Garn sowie Erdgas in der Produktionsanlage durch Methan einer örtlichen Mülldeponie. Das Denken in Lebenszyklen kann Unternehmen dabei helfen, häufige Fallstricke zu vermeiden, wie etwa die Umstellung auf „umweltfreundliche“ kompostierbare Produkte ohne jegliche Strategie, wie diese Produkte nach ihrer Verwendung entsorgt und industriell kompostiert werden sollen.  

Nachhaltigkeit im Unternehmen umsetzen 

Die Erwartungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen ändern sich, und Unternehmen können bei Umwelt- und Sozialfragen nicht länger einen passiven Ansatz verfolgen. Mehr als 90 % der Unternehmensverantwortlichen geben an, dass Nachhaltigkeit für den Erfolg ihres Unternehmens entscheidend ist. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Unternehmen müssen jetzt handeln, um im Wettlauf um eine CO2-neutrale, nachhaltige Welt nicht ins Hintertreffen zu geraten. 

Der erste Schritt besteht darin, einen Nachhaltigkeitsexperten hinzuzuziehen, der helfen kann, Schwerpunktbereiche, erreichbare Ziele und eine klare Roadmap für das Unternehmen auszuarbeiten. Sobald dies von der obersten Führungsebene beschlossen wurde, folgt im nächsten Schritt die Umsetzung. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist in der Regel ein kompetenter Change Manager erforderlich, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auskennt und dabei helfen kann, einen deutlichen Kulturwandel im gesamten Unternehmen herbeizuführen. Das Thema Nachhaltigkeit kann nicht von einem Corporate-Responsibility-Team getrennt vom Rest des Unternehmens umgesetzt werden, sondern wird nur dann erfolgreich sein, wenn es Teil der Arbeitsweise aller Teams im Unternehmen wird.

Auch wenn diese Bemühungen zunächst als große Investition erscheinen mögen, sollten Unternehmen sie als Chance wahrnehmen, die Rentabilität zu steigern und Innovationen zu fördern. Unternehmen wie Interface und Sambazon sind der lebende Beweis dafür, dass Firmen einen positiven Beitrag zum Umweltschutz und zum Aufbau einer besseren Zukunft leisten und gleichzeitig hohe Gewinne erzielen können. 

Nicht alle Unternehmen werden die Corporate-Sustainability-Prinzipien befolgen, aber diejenigen, die sie sich zu eigen machen, werden langfristig signifikante Vorteile wie das Wohlwollen der Öffentlichkeit und eindrucksvolle Wachstumszahlen genießen.